Es sind nicht allzu viele Kilometer von München bis zur Wurzmühle bei Bad Großpertholz, aber sie führen in eine andere Welt. Am Bach, in einem lang gestreckten Tal des Waldviertels liegt die um 1789 begründete Papiermühle nahe an der tschechischen Grenze. Als Beatriz von Eidlitz 1985 das erste Mal dort eintraf, kam sie jedoch aus Kapelln an der Perschling, nicht weit von Wien. Dort hatte sie beim Katzenberger Quatember eine Einzelausstellung. Msgr. Dr. Robert Gärtner, der Begründer dieser Kulturveranstaltung hatte ihr von der Papiermühle berichtet. Da sie ihre Diplomarbeit an der Münchner Kunstakademie vorbereitete und die dortige Papierwerkstatt meist überlastet war, kam der Künstlerin dieser Tipp gerade recht. Von dem Ehepaar Franz und Josefine Mörzinger, den damaligen Betreibern der historischen Mühle, wurde sie familiär aufgenommen. Sie sah sich um, erhielt wertvolle Ratschläge und konnte sich zwischen den historischen Gerätschaften einen Arbeitsplatz einrichten. Dafür revanchierte sie sich, indem sie die Handschöpferei wieder voran brachte, in der Dorfschreinerei kunstgerechte Schöpfsiebe in Auftrag gab und das ihre dazu beitrug, ausrangierte weiße Baumwollstoffe, den rar gewordenen Rohstoff für das Hadernpapier, zu beschaffen. Beatriz von Eidlitz erinnert sich noch gut an ihre ersten Experimente mit dem Papierschöpfen:
“Meine Reise mit den Oxydationen begann mit dem Versuch, das Papier direkt auf eine Eisenplatte zu schöpfen. Das Ganze ließ ich zum Trocknen zurück, als ich wieder nach München fuhr. Bei meiner Rückkehr ein paar Wochen später, war die Papierpulpe auf dem Eisenblech noch immer nicht getrocknet, eigentlich noch pitschnass. Also, schürte ich ein Feuer im alten Küchenofen an, und legte das Blech drauf. Das half. Nach einigen Stunden konnte ich die trockene starke Papierschicht endlich abziehen. Was da zum Vorschein kam war atemberaubend. Das Papier glühte in Rostflugfarben. Das war der Anfang einer neuen Werksphase, aus der sich in immer neuen experimentellen Schritten meine Arbeitstechniken entwickelten. Damals dominierten Papierskulpturen, teils freistehend, teils zum Hängen gedacht, stark reliefbetonte Arbeiten und aufwendig hergestellte Kugelsegmente. Bei manchen Skulpturen bekam auch der Schmied zu tun. So wurden Hadernpapier, Eisen und die Rosttöne der Oxydationen zu zentralen Elementen in meiner Arbeit bis heute.”